Ein Kaffee mit Enrico Baumann, CEO ELEKTRON & Präsident der Smart City Alliance
Wegen des COVID-19 Virus hat virtuelles Arbeiten unseren Arbeitsalltag in den letzten Monaten stark geprägt. Umso schöner ist es, dass ich mein Interview mit Enrico physisch durchführen kann – digitales Arbeiten in Ehre; es ersetzt keinesfalls einen persönlichen Austausch. Mit meinem interessanten Gesprächspartner unterhalte ich mich angeregt über eine Schweiz der Zukunft, dem Entwicklungskonzept „Smart City“, künstlicher Intelligenz und wie wichtig starke Allianzen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Innovation und schonendem Umgang mit kostbaren Ressourcen sind.
Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen!
Als Schweizer Traditionsunternehmen hat sich ELEKTRON zum Ziel gesetzt, die Umwelt durch effiziente Technologielösungen zu schonen. Mit welchen Technologien schafft ihr eine ressourcen-effiziente Dienstleistung in euren breit aufgestellten Geschäftsportfolios Antriebe, Elektronik, Zahlungssysteme, Smart City und Licht?
In der Tat sind wir sehr breit aufgestellt. Wir haben einerseits eine Industrie- und auf der anderen Seite eine Infrastruktur-Ausrichtung. Was alle Geschäftsbereiche jedoch verbindet, ist die gemeinsame Vision: Wir entwickeln intelligente Lösungen für effiziente Systeme. Mit anderen Worten: wir nutzen moderne Technologie als Mittel zum Zweck, damit der Ressourceneinsatz minimiert und die Effizienz gesteigert werden kann.
Wie habt ihr es bei ELEKTRON geschafft Tradition und Zukunft zusammenzubringen?
In einem Wirtschaftsumfeld, in dem Start-ups boomen und neue digitale Business-Modelle wie Pilze aus dem Boden spriessen, ist es tatsächlich gar nicht so einfach als Traditions-unternehmen ein «sexy» Image zu haben und gleichzeitig erfolgreich zu bleiben. Teilweise kommt es einem Spagat gleich, wenn man technologische Innovation mit bewährten langjährigen Produkten kombinieren will.
Ich erachte es als wichtig, dass eine gesunde Veränderungskultur im Unternehmen entwickelt und gepflegt wird, in der sich jene Mitarbeiter wohlfühlen, welche einerseits Bestehendes zu schätzen wissen, andererseits aber auch mit viel Eigenmotivation daran arbeiten, dass sich unsere Marktangebote laufend weiterentwickeln.
Auf welches Produkt bist du besonders stolz und warum?
Oje… was soll ich darauf antworten? Eigentlich bin nicht auf einzelne Produkte stolz – wenn schon, dann eher auf unsere Mitarbeitenden. Es macht mich stolz, wenn ich feststelle, dass sie engagiert, überzeugend und kompetent sind. Auf unsere Produktpallette bezogen ist es eher so, dass ich eine gewisse Genugtuung und innere Freude empfinde, wenn wir Kunden damit begeistern können.
„Smart City beschränkt sich keinesfalls nur auf den Einsatz von Digitalisierungstechnologien und eine Smart City baut nie einer alleine!“ (Enrico Baumann)
Das Konzept der „Smart City“ fasziniert mich. Kannst du für meine interessierten Leser*innen erläutern, um was es hier genau geht?
Klar sehr gerne! In erster Linie geht es beim Smart City-Konzept darum moderne Informations- und Kommunikationstechnologie gezielt zu nutzen, um Ressourcen zu schonen und die Lebensqualität zu steigern.
Smart City beschränkt sich jedoch keinesfalls nur auf den Einsatz von Digitalisierungs-technologien. Es ist Fakt, dass die Citys dieser Welt in den nächsten 30 Jahren nochmals enorm wachsen werden. Das führt zwangsläufig zu noch mehr Dichtestress und Umweltverschmutzung. Wenn wir also so weiter machen wie bisher, führt dies irgendwann zum Kollaps der Infrastrukturen. Es geht ergo beim Smart City-Konzept darum, wie wir dank Einsatz moderner Technologien die gesellschaftliche Veränderung in Richtung nachhaltiger Lebensweise schaffen können – und dies trotz steigender Bevölkerungszahl.
Du bist einer der Hauptinitianten der im letzten Herbst gegründeten SmartCity Alliance. Wieso nochmals ein neuer Verband und was steckt hinter dieser Idee?
Unser Leitsatz erklärt schon vieles: Eine Smart City baut nie einer alleine! Ich musste akzeptieren, dass die Veränderungsbereitschaft bei Verwaltungen und Behörden von Gemeinden und Städten sehr langsam vonstatten geht und dass man als «Einzelkämpfer» nicht in der Lage ist, der digitalen Transformation zum Durchbruch zu verhelfen.
Gleichzeitig habe ich in den letzten Jahren viele innovative Firmen kennengelernt, die grossartige Produkte haben aber dieselben Erfahrungen machten wie wir. So haben wir angefangen Synergien zu nutzen und ein loses Eco-System aufgebaut.
Da wir keine geeignete, bestehende Organisation gefunden haben, der wir uns anschliessen können, haben wir uns kurzerhand entschieden mit der SmartCity Alliance einen freien Marktplatz für das Digitalisierungsgewerbe zu gründen. Das scheint ein recht grosses Bedürfnis abzudecken, denn inzwischen haben sich bereits nahezu 40 Unternehmen, Hochschulen, Stiftungen und Genossenschaften angeschlossen. Das ist Schöne ist, es werden laufend mehr. [schmunzelt]
„KI“, also die „künstliche Intelligenz“ ist Basis für futuristischen Städtebau und dessen effiziente Entwicklung. Wie stehst du zur „künstlichen Intelligenz“? Kannst du Chancen und Risiken aus deiner persönlichen Sichtweise einordnen?
KI ist in aller Munde. Es ist ein sehr angesagtes Schlagwort und bietet sicher sehr viele Chancen für Smarte Cities.
„Es ist Fakt, dass man dank KI künftig komplexe Aufgabenstellungen besser und schneller lösen kann als heute.“ (Enrico Baumann)
Im Städtebau kommt KI zum Beispiel im Bereich von BIM (Building Information Modeling) oder auch in modernen Verkehrsmess- und Leitsystemen zum Einsatz. Es ist Fakt, dass man dank KI künftig komplexe Aufgabenstellungen besser und schneller lösen kann als heute. Es entlastet den menschlichen Ressourcen-Einsatz, was im Idealfall mehr Freizeit für uns alle bedeutet; andererseits bedeutet es im schlimmsten Fall eine hohe Arbeitslosenquote in gewissen Berufssparten. Ich wage hier keine persönliche Prognose zu stellen, sondern höre auch gespannt den Zukunfts- und Gesellschaftsforschern zu.
Wichtig scheint mir, dass wir in der Schweiz ein gutes und modernes Bildungssystem haben, damit die kommenden Generationen gewappnet sind für die Jobs der Zukunft.
Träume sind da, um sie zu verwirklichen. Wie stellst du dir eine Schweiz 2050 vor?
Eine Schweiz, die weltweit als Vorbild gilt, weil sie über eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft verfügt. Die völlig dekarbonisiert ist, die auf eine 100% erneuerbar und dezentralisierte Stromproduktion setzt.
„Ich träume von einer Schweiz, wo es keine Staus auf den Strassen und keinen Dichtestress im öffentlichen Verkehr gibt; wo es sehr viel renaturierte Erholungsgebiete gibt und lebendige Agglomerationen, wo Menschen friedvoll und entspannt leben können.“ (Enrico Baumann)
Eine Schweiz, in der weltoffene, smarte Menschen mit Selbstverständlichkeit im Einklang mit der Natur sowie generationenübergreifend zusammenleben. Flexibilisiertes Arbeiten soll ganz normal sein. Es gibt keine Staus auf den Strassen und keinen Dichtestress im öffentlichen Verkehr. Und ich träume von einer Schweiz, wo es sehr viel renaturierte Erholungsgebiete und lebendige Agglomerationen gibt, wo Menschen friedvoll und entspannt leben können.
Auf unseren Interviewkontext bezogen: was möchtest du meiner Leserschaft mit auf den Weg geben?
Unterstützt die «smarte Bewegung», damit wir und besonders auch zukünftige Generationen in einer erfolgreichen, modernen und nachhaltigen Schweiz leben können.
Ich danke dir sehr herzlich für deine Zeit und das Gespräch!
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