Ein Kaffee mit Nadja Zimmermann, Gründerin LouMalou
Ich treffe Nadja Zimmermann früh morgens im Zürcher Café Sphères.
Besser hätten wir uns den Treffpunkt nicht aussuchen können: das Sphères ist Café, Bar, Buchhandlung und Bühne in einem – ein kreativ, inspirierender Ort, der zum Verweilen und Philosophieren einlädt.
Schön, darf ich Nadja in dieser passenden Atmosphäre meine Fragen stellen.
„Unser Menü Eins“ – einfache und schnelle Rezepte für den Alltag. Mit diesem Projekt habe ich dich 2012 kennengelernt und seitdem verfolge ich mit Freude die Entwicklung von LouMalou by Nadia Zimmermann. Wenn du an diese Zeit zurückdenkst, welche Gedanken gehen dir dann durch den Kopf?
Vieles hat sich ergeben. Im Jahr 2010/2011 ist die Idee für das erste Kochbuch entstanden und daraus haben sich dann sehr viele, nicht vorhersehbare Dinge ergeben, die sich alle positiv entwickelt haben. Eigentlich wollte ich mir nur eine Auszeit beim Fernsehen nehmen – die
Idee mit dem Kochbuch war da, und ich wollte mich diesem neuen Projekt widmen. Daraus ist dann eigentlich eher zufällig meine Selbständigkeit entstanden. Weitere Aufträge kamen und so wurde die Auszeit ein neuer Weg.
Du hast mittlerweile vier Kochbücher herausgegeben – erwartet uns bald ein weiteres Werk von dir?
Ich werde bestimmt wieder an einem Kochbuch arbeiten. Aber im Moment ist das Neue ja noch aktuell. Zudem ist es sehr viel Arbeit – die Bücher mache ich eher nebenbei, denn ich bin mit einem 80-90% Pensum und den Aufträgen ziemlich ausgelastet. Darum ist mir eine gute Zeiteinteilung sehr wichtig. Aber ja, ich möchte gerne wieder ein Buch veröffentlichen und bin tatsächlich gedanklich schon am Überlegen, in welche Richtung es gehen könnte.
Und welches Rezept sollen meine Leser unbedingt ausprobieren und warum?
Alle! (lacht) Ich habe kein Lieblingsrezept; aber ich glaube, das ist auch saisonal abhängig. Wir steuern jetzt auf den Winter zu und da liebe ich zum Beispiel Lebkuchen, Magenbrot oder Suppen. Oh, da gibt es meine Kartoffelsuppe, die finde ich ziemlich cool, denn die koche ich aus Resten von Kartoffelstock. Alles, was es noch braucht, ist frische Bouillon, etwas Rahm und voilà, schon hast du eine ganz feine, crèmige Suppe. Aus den Kartoffelschalen lassen sich übrigens knusprige Chips machen – die werden mit ein bisschen Öl und Salz super kross im Ofen und so kannst du alles von der Kartoffel verwenden.
Deine Themenentwicklung und heutige Themenvielfalt sind beeindruckend. Wie bist du auf die jeweiligen Bereiche gekommen?
Der Fokus liegt sicherlich auf meinen Rezepten; ich habe jede Woche mindestens ein Neues, das ich publiziere.
„Es war ist wichtig, dass ich über Dinge schreibe, die mich persönlich interessieren.“ (Nadja Zimmermann)
Die anderen Themen haben sich über die Zeit ergeben. Es war mir wichtig, dass ich über Dinge schreibe, die mich persönlich interessieren. Ich bin sozusagen im Vorfeld meine eigene Zielgruppe. Und so finden sich zum Beispiel auch Ausflugs- oder Hoteltipps auf meiner Seite.
Wenn ich etwas sehe oder ich etwas mache, das ich gut finde, dann möchte ich dies mit meiner Community teilen. Ich habe mir das immer so vorgestellt, wie wenn ich einen Tipp einer guten Freundin schildern würde. Ich sehe beispielswiese einen coolen Shop, der wunderschöne Glasfläschchen verkauft und ich diese toll und nachhaltig finde – dann empfehle ich sowas gerne weiter.
„Ich schreibe nur über Dinge, die mich wirklich begeistern.“ (Nadja Zimmermann)
Natürlich werde ich auch kontaktiert, um Produkte auszuprobieren, die ich vorher noch nicht kannte. Aber da bin ich ziemlich strikt im Aussieben, denn ich muss hinter dem Produkt stehen und eben einen ehrlichen Tipp abgeben können. Ich schreibe nur über Dinge, die mich wirklich begeistern.
Neulich hatte ich zum Beispiel ein alkoholfreies Apéro-Getränk zum Testen. Ein wirklich gutes alkoholfreies Getränk fehlte irgendwie immer – Wasser und Orangensaft finde ich persönlich eben ziemlich unattraktiv! Ein neuer Hersteller kam auf mich zu und ich war sofort total begeistert! Wir arbeiten nun zusammen.
Deine Bildsprache auf LouMalou ist wunderschön und aus den zahlreichen Posts, die ich mir täglich anschaue, ist deine persönliche Handschrift sehr gut zu erkennen – welches ist die wichtigste Inspirationsquelle für dich?
Hmmm… auch hier gestalte ich die Dinge so, wie sie mir gefallen. Ich arbeite zum Beispiel sehr gerne mit Grautönen. Das ist sicher ein Gestaltungselement, was heraussticht. Ich finde gerade beim Essen, dass Grau die Farben sehr appetitlich und schön wiedergibt. Das Essen ist in der Regel ja eher bunt, und so ich finde Grau als Farbe eine perfekte Bühne.
„Grau nimmt sich zurück und ’sagt‘, macht ihr nur, ihr Farben, ist schon ok für mich.“ (Nadja Zimmermann)
Grau ist nicht aufdringlich, hält sich dezent im Hintergrund und ist für mich daher eine sehr sympathische Farbe. Sie bietet anderen Farben eine wohlwollende Plattform. Grau ist edel. Grau nimmt sich zurück und „sagt“, macht ihr nur, ihr Farben, ist schon ok für mich. Darum mag ich Grau so sehr und die Farbe wird aus meiner Sicht zu Unrecht klein gemacht.
Aber ich habe natürlich auch in der Vergangenheit experimentiert: Es gab eine Zeit, da habe ich viel mit Holz gestaltet. Davon bin ich aber eher weggekommen, weil Holz immer einen leichten Gelbstich in die Bildsprache gebracht hat. Aber je nachdem was man macht, hat eben dieser rustikale Touch auch etwas.
Und um noch auf deine Frage zur Inspiration zu antworten: ich gehe mit offenen Augen durchs Leben, sehe immer wieder so schöne Dinge auch auf Instagram oder Pinterest. Ich lasse mich stets begeistern und inspirieren.
Du plädierst ebenfalls für Nachhaltigkeit in der Küche und verwendest mit Vorliebe Bioprodukte. Ich habe gelesen, dass du gerne auf Bauernhöfen und in Bioläden einkaufen gehst. Was würdest du einer vierköpfigen Familie mit kleinem Budget raten, für die Bioprodukte schlicht zu teuer sind, sie aber trotzdem nachhaltig kochen möchte?
Zuerst muss ich sagen, dass ich sehr gerne mehr auf dem Markt oder bei lokalen Produzenten einkaufen würde. Aber ich habe da leider ein Zeitproblem. Ich wollte zum Beispiel schon lange die Biokisten bestellen, die saisonal zusammengestellt und nach Hause geliefert werden. Aber hier befürchte ich, dass ich zu viele Lebensmittel effektiv wegschmeissen müsste. Ich bin bei meiner Kochauswahl teils etwas unflexibel, auch, weil ich mit Auftraggebern zusammenarbeite, die inhaltlich gewisse Vorgaben machen oder ich immer wieder an Rezept-Deadlines gebunden bin.
„Es ist meines Erachtens wichtig, dass frisch gekocht wird.“ (Nadja Zimmermann)
Da muss ich dann gezielt einkaufen gehen. Ich bin beim Kochen daher gar nicht so frei, produziere manchmal wochenlang im Voraus. Und da ich regelmässig auch gar nicht Zuhause bin und nicht möchte, dass die Dinge dann liegenbleiben. Aber ich habe so eine Biokiste stets im Hinterkopf.
Bei einem kleinen Budget, das ich auch schon hatte, ist es meines Erachtens wichtig, dass frisch gekocht wird. Nur schon der Verzicht oder der massvolle Konsum von Fleisch spart viel Geld; lieber weniger Fleisch, dafür sich ein gutes Stück gönnen – auch um dem Nachhaltigkeitsgedanken gerecht zu werden. Des Weiteren lässt sich aus grossen Mengen ein Menü strecken – angenommen, du kaufst eine Packung Hirse oder Couscous oder was auch immer, kannst du über einige Tage dieses in verschiedenen Variationen in deinem Menüplan einplanen. Das spart Zeit und Geld.
Wichtig ist meines Erachtens auch einen Wochenplan aufzustellen und vorausschauend die vorhandenen Lebensmittel einzusetzen.
Also vorausschauend planen und frische Lebensmittel kaufen, das wäre mein Tipp.
Wie definierst du für dich persönlich „nachhaltiges Leben“ und wo legst du privat die grösste Aufmerksamkeit auf Nachhaltigkeit?
Achtsamkeit ist mir sehr wichtig. Das heisst, ich überlege mir bewusst, was ich tue, was ich einkaufe. Ich laufe nicht kopflos durch den Laden, schaue mir die Sachen an, woher sie kommen, überlege mir, was wann Saison hat.
„Ich möchte kein Moralapostel sein! Mir ist einfach wichtig, dass ein jeder für sich bewusste Entscheidungen trifft und danach handelt.“ (Nadja Zimmermann)
Bewusst einkaufen, bewusst leben, bewusst nicht überall in der Wohnung das Licht brennen lassen, usw. Und auch ganz wichtig: sich bewusst für oder gegen etwas entscheiden. Damit meine ich, dass natürlich auch ich Dinge kaufe, die nicht unbedingt nachhaltig sind, ich aber weiss, dass dem so ist und dafür bei anderen Dingen den Fokus wieder mehr auf Nachhaltigkeit oder Umweltverträglichkeit lege. Ich möchte kein Moralapostel sein! Mir ist einfach wichtig, dass ein jeder für sich bewusste Entscheidungen trifft und danach handelt.
Ich denke, die Balance macht es aus.
Ich bedanke mich sehr herzlich für deine interessanten Antworten auf meine Fragen, liebe Nadja!
Zur Person
Nadja Zimmermann ist nicht nur bekannt mit LouMalou – die Onlineplattform für schnelle Rezepte und einen entspannten Lifestyle. Sie ist seit 1999 ein bekanntes Gesicht der Schweizer Medienwelt (u.a. „Glanz & Gloria“, TV-Produzentin, Radio-Moderatorin).