Heute, am Freitag, 14. Juni streiken die Frauen landauf und landab. Für Gleichberechtigung. Für Lohngleichheit. Gegen Diskriminierung und gegen Sexismus. Selten habe ich eine Bewegung derart präsent in den Medien wahrgenommen wie in Vorbereitung auf den nationalen Frauenstreiktag. Ich werde nicht auf die Strasse gehen; soviel schon einmal vorab. Dennoch möchte ich mich mit diesen Zeilen äussern und derart meinen Beitrag als Frau zu diesem emotionalen Thema leisten.
Wir leben die demokratische Meinungsäusserung. Eine ganz wichtige Erungenschaft unserer Schweizerischen Demokratie und ein wichtiger Wertegrundsatz. Es bedarf nicht viel Erklärung, dass es häufig Mut braucht, um seine – vielleicht divergierende oder gar kontroverse – Meinung öffentlich oder auch im privaten Umfeld zu äussern. Im Kollektiv, wo eine Jede für die gleiche Sache einsteht – wie zum Beispiel bei einem Streik – , scheint das vielleicht einfacher zu sein. Und trotzdem: auch dort exponiert „Frau“ sich, tut ihre Meinung lautstark kund, nimmt es in Kauf, dass sie an jenem Tag bei der Arbeit fehlt und mit ihrem Auftritt sicherlich mediales Interesse weckt.
Ich bin ehrlich gesagt etwas ambivalent, ob ein Streik das richtige Mittel ist, um auf eine berechtigte Tatsache (oder gar mehrere Tatsachen) aufmerksam zu machen. Ich stehe lieber jeden Tag engagiert für ein positives (Frauen-) Bild im Berufsleben: ich trete selbstbewusst auf, weiss, was ich kann und wo ich mich lieber zurückhalte. Knüpfe mein Netzwerk und pflege dieses auch. Ich habe Ideen, Visionen, schaue über meinen Tellerrand. Veränderungen sehe ich neugierig und offen entgegen. Bilde mich konstant weiter, damit ich nicht stehen bleibe – denn wer rastet, der rostet. In Zeiten der Digitalisierung, der immer prominenter werdenden Thematik der „KI“, der künstlichen Intelligenz, Automatisierung und sich verändernden Jobprofilen ist diese Haltung meines Erachtens enorm wichtig und richtig!
Mir wird immer wieder gesagt, dass ich zwischen Menschen diplomatisch vermittle und auch eine natürliche ausgleichende Grundhaltung einnehme (ich habe einen CAS in Mediation).
Nun, was hat das mit dem Frauenstreiktag zu tun? Ich stehe dafür ein, dass sich Frauen bewusst weiterbilden. Es ist wichtig, dass wir den Anschluss nicht verlieren, dass wir am Puls der Zeit sind und uns positionieren können. Wir uns mit unserem Beruf identifizieren, ihn leidenschaftlich und mit Engagement ausüben. Wir Expertinnen werden und bleiben. Wir in Unternehmen sichtbar sind und den Mut haben die Karriereleiter hinaufzusteigen.
Ich möchte sehr engagiert dafür einstehen, dass sich zukünftig Beruf und Familie besser vereinbaren lassen. Dazu braucht es aus der Wirtschaft und Politik noch viel Basisarbeit: ich möchte nicht Lippenbekenntnisse lesen und hören, dass es mehr Krippen oder Tagesschulen geben werde. Es MUSS sie geben! Ich möchte nicht, dass Frauen sich rechtfertigen müssen, wenn sie nach der Babypause zurück in ihren Job kommen – egal zu welchem Pensum. Wichtig ist, DASS sie retour kommen und derart ihre Unabhängigkeit und ihren Bezug zur Arbeitswelt postulieren. Es braucht breit abgestützte Subventionen, neuartige Geschäftsmodelle und Unternehmen, die flexible Arbeitszeiten und Familienmodelle als selbstverständlich erachten.
Die sich verändernde Arbeitswelt stellt uns vor grosse Herausforderungen. Wir benötigen mehr denn je top ausgebildete Fach- und Führungskräfte – ungeachtet des Geschlechts; wir werden angehalten sein sehr flexibel und mobil zu agieren. Dazu braucht es Engagement von beiden Geschlechtern. Ein Umdenken ist angebracht. In einer zukunftsgerichteten Welt, die oben ausgeführte Veränderungen berücksichtigt (und die mit Sicherheit kommen werden!), sind meines Erachtens Lohnunterschiede nicht mehr angebracht, da es familienfreundliche Modelle gibt, die es Eltern ermöglicht, Beruf und Familie zu vereinbaren. Das Argument, eine Frau verdiene tendenziell weniger, da sie eh irgendwann in den Mutterschaftsurlaub gehen und dann zu einem niedrigeren Pensum wieder ins Berufsleben einsteigen würde, ist obsolet.
Frauen dürfen sich nicht unter ihren Scheffel stellen; sie müssen am Ball bleiben, für sich einstehen und mutig ihren (Karriere-) Weg gehen.
Dafür werde ich heute, am 14. Juni des Frauenstreiktags, einstehen: für ein modernes, zukunftsgerichtetes, selbstbewusstes, engagiertes und unabhängiges Frauenbild. Und abschliessend möchte ich noch anmerken, dass der heutige Tag hoffentlich kein Strohfeuer ist, sondern einen Meilenstein auf einem wünschenswerten egalisierten Weg unserer Gesellschaft darstellt, auf dem ich viele inspirierende und starke Frauen kennenlernen werde.
Auf dass wir noch viel erreichen werden! Danke an all die Frauen, die sich heute stark und sichtbar machen.